Meine Name ist Juliane Wölke, bei Kindern und Eltern bekannt als „Jule“. Ich bin gelernte Erzieherin und habe viele Jahre in Kindergarten und Krippe gearbeitet. Ich durfte viele verschiedene pädagogische Ansätze kennenlernen und habe daraus mein eigenes Bild vom Kind und mein pädagogisches Handeln entwickelt. Zu meinem Erfahrungsschatz gehören Wald- und Naturpädagogik, Montessori, Emmi Pikler, musikalische Frühforderung, frühe Sprachförderung unter anderem mit Geschichtensäckchen, Projektarbeit und Situationsorientiertes Arbeiten.
Neben dem Beruf der Erzieherin bin ich auch ausgebildete Gärtnerin und kenne mich daher sehr gut mit der Natur und den Pflanzen aus. Ich bin gerne und viel draußen, egal bei welchem Wetter. Auch ein Studium zur Entspannungstrainerin habe ich absolviert. Aktivität und Ruhe gehören für mich untrennbar zueinander, denn wer sich anspannt, der muss auch wieder loslassen.
Bewegung ist nicht nur für die Kinder wichtig, auch ich bin Sportlerin: Im Koreanischen Karate "Tang Soo-Do", welches mich seit meiner frühen Jugend begleitet, habe ich 2019 den schwarzen Gürtel gemacht. Für meine innere Ruhe und Balance praktiziere ich außerdem täglich Yoga. Yoga ist für mich ein ganz besonderer Weg, darum mache ich nebenbei noch eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin. In Zukunft möchte ich dann auch Elemente aus dem Kinder-Yoga mit auf die Wilde Wiese bringen :-)
Ich liebe es zu malen, zu basteln, zu nähen, zu singen und immer wieder neue Lieder und Tischspüche zu erfinden. Ich würde sagen, dass ein Teil von mir nie erwachsen geworden ist, denn sich das „Kind-sein“ zu bewahren und die Welt mit ihren Augen zu sehen, ist eine ganz wichtige Eigenschaft um Kinder wirklich zu verstehen.
Zusammen mit meinem Mann und meinem Sohn (im Oktober 20 geboren) lebe ich im schönen Quickborn-Heide in einem alten Mehrgenerationenhaus mit zwei Parteien. Meine Schwiegereltern bewohnen das untere Geschoss und haben einen großen, Park-ähnlichen Garten hinter dem Haus. Meine kleine Familie wohnt im gesamten ersten OG und wir haben uns unseren Traumgarten neben und vor dem Haus eingerichtet. Mit zur Familie gehört unser kleiner Hund Emil (Langhaar Chihuahua, kastriert), der gerne immer mittendrin ist. Mein Mann und ich bauen alles selber und so ist ein wirklich schöner und besonderer Ort hier entstanden.
Warum Tagespflege?
Durch die Geburt meines Sohnes hat sich meine innere Einstellung zur Betreuung von Kleinkindern in der Krippe sehr verändert. Für mich war es vorher noch ganz normal, dass die gerade 10 Monate alten Kinder zu uns in die Einrichtung gekommen sind, auch wenn mir die Eingewöhnungen dort schon immer sehr schwer gefallen sind. Die Situation in den Kindertagesstätten hat sich zudem in den letzten Jahren sehr verändert. Die Gruppen sind groß, es stehen wenige Erzieher zur Verfügung und eine wirklich gute pädagogische Arbeit ist kaum möglich. Gerade die Kleinsten brauchen so viel Empathie, Verständnis und Aufmerksamkeit. Ich möchte auf jedes Kind individuell eingehen und für jedes Kind da sein, wenn es Unterstützung braucht. In der Masse gehen gerade ruhige Kinder schnell unter. In meiner Tagespflege betreue ich maximal 5 Kinder in einem schönen, großen Gruppenraum. Es entsteht eine familiäre Atmosphäre, in der jedes Kind wahrgenommen und angenommen wird. Ich möchte die Kinder kennenlernen, ihnen eine tolle Zeit ermöglichen, durch verschiedene Materialien Anregungen bieten und sie ganz individuell in ihrem Wachstum und ihrer Entwicklung begleiten. Darum habe ich für meine Arbeit einige Leitsätze festgelegt.
Wenn ich über eine Wiese gehe, dann sehe ich eine große Vielfalt an verschiedenen Pflanzen. Jede braucht etwas anderes, jede wächst in ihrem eigenen Tempo. Jede Pflanze hat ihren Bauplan und entfaltet sich zu dem für sie richtigen Zeitpunkt. Ich kann helfen indem ich Platz schaffe, Dünger gebe, für Sonnenlicht ebenso sorge wie für Regen. Auch Kinder haben ihren ganz eigenen Bauplan und lernen und wachsen in ihrem eigenen Tempo. Entwicklung verläuft nie bei allen gleich, darum sehe ich es als meine Aufgabe, offen für das zu sein, was die Kinder mitbringen. Ich möchte Begleiter sein, genau beobachten und ihnen zur Verfügung stellen was sie gerade brauchen um daran selbstständig wachsen zu können. Innerhalb einer individuell gesteckten „Beetkante“ (vorgegebener Rahmen), lasse ich ihnen ihren Freiraum, damit sie ihre Welt selbst entdecken können. Kinder sind Weltentdecker! Sie sind selbst die Experten ihrer Lebenswelt und die Akteure ihrer eigenen Geschichte. Sie wollen Dinge alleine tun, durch Ausprobieren lernen und ihre Erfahrungen dann mit uns teilen.
Drei Leitsätze spiegeln meine Arbeitsweise wieder:
„Jedes Kind wächst einzigartig“
Der situationsorientierte Ansatz ist eine wichtige Basis meiner Arbeit. Durch Beobachten der Kinder herauszufinden was sie gerade interessiert, wofür sie gerade „brennen“, also welche Themen für sie gerade relevant sind, kann ich Bildungsangebote entwickeln. Die Kinder haben so die Möglichkeit, die Welt voll und ganz auszuschöpfen. Auch kleine und große Projekte können so entstehen, z.B. über das spannende Thema „Schnee“, über Krabbeltiere, darüber wo der Wind herkommt etc.. Gemeinsam mit den Kindern zu experimentieren, sie ausprobieren zu lassen und dann gemeinsam herauszufinden wie die Dinge funktionieren – das ist der Grundstein meiner Arbeit. Kinder entwickeln ganz eigene Ideen und Erklärungen für die Welt. Sie lernen nicht von mir sondern mit mir und ich lerne dabei stets viel von den Kindern!
„Hilf mir, es selbst zu tun“
Maria Montessori hat mit diesem Leitsatz die Montessori Pädagogik ins Leben gerufen. Sie hat verschiedenste Materialien entwickelt, die sich den Kindern selbst erschließen und die darum keiner Anleitung von Erwachsenen mehr bedürfen. Ich habe einige Jahre in einem Montessori Kinderhaus in der Krippengruppe gearbeitet und möchte Aspekte der Montessori Pädagogik mit in mein Konzept aufnehmen.
Die Umgebung wird so hergerichtet, dass die Kinder möglichst viel alleine machen können. Hierzu zählt einerseits ein Raum, der sich den Kindern selbst erklärt (z.B. durch Piktogramme auf den Kisten, verschiedene Bereiche wie Rollenspiel, Aktionstisch, Bauecke, Lesehöhle), sowie unter anderem auch Tische und Stühle in Kindergröße, Regale und Garderobenhaken in Kinderhöhe und Schüsseln und Karaffen, die von Kinderhänden gut getragen werden können. Ein wichtiger Aspekt ist für mich auch, den Kindern etwas zuzutrauen. Kinder dürfen fallen, sie dürfen sich stoßen und sie dürfen stolpern. Solange ich eine wirkliche Gefahr für die Gesundheit und das Wohl der Kinder ausschließen kann, dürfen und sollen sie klettern, balancieren und die Hügel herunter rollen. Kinder lernen nur so, sich selbst und ihren Körper kennen: „Was fällt mir leicht? Was kann ich schon? Wo bin ich vielleicht lieber vorsichtiger? Was möchte ich noch üben?“ Wenn wir unseren Kindern alles aus der Hand nehmen und ihnen alle Stolpersteine aus dem Weg räumen, dann werden sie sich selbst nie wahr-nehmen und Gefahren nicht einschätzen lernen.
Die Kinder übernehmen selbst die Verantwortung für ihr Handeln. Wenn sie ein Glas mit Wasser umgestoßen haben, können sie sich einen Lappen holen und das Wasser selber aufwischen. Es kann und darf passieren, dass etwas herunterfällt und kaputt geht. Kinder lernen dadurch, achtsamer zu sein („Vielleicht trage ich nur ein Teil zur Zeit“). Wir essen daher von Keramiktellern und trinken aus richtigen Gläsern. Verantwortung für sich selbst zu übernehmen bedeutet auch zu schauen: „Habe ich alles dabei was ich brauche? Habe ich alles weggeräumt? Hängt meine Jacke am Haken?“ Es gibt viele Materialien, die den Kindern ermöglichen, selbst wirksam zu werden ohne fragen zu müssen. Aktionstabletts und Aktionswannen sind hierfür ein gutes Beispiel. Auf einem Tablett befinden sich Materialien für eine bestimmte Tätigkeit (z.B zwei Kannen mit Wasser zum Umfüllen, Eine Schüssel Kugeln und eine Pinzette fürs Schulen der Feinmotorik etc.). Wir haben eine große Aktionswanne mit trockenem Reis und eine mit Kinetischem Sand. Hier wird die Wahrnehmung auf natürliche Weise gefördert. Aktionstabletts finden sich im Gruppenraum.
Gerade kleine Kinder, die noch nicht gut sprechen, können sich über Bilderkarten bemerkbar machen und so mit einbezogen werden (z.B. bei der Auswahl der Lieder im Morgenkreis).
Wenn ein Kind traurig ist oder sich weh getan hat, dann bin ich immer da um zu trösten. Gleichzeitig möchte ich den Kindern aber auch an die Hand geben, wie sie sich selbst helfen können. Sie könnten einen Schmerz selber „abschütteln“, „wegpusten“ oder einen kleinen Zauberspruch aufsagen. Wer fällt, hat auch die Kraft, wieder aufzustehen – daran glaube ich fest! Darin möchte ich die Kinder bestärken: „Ich kann es selbst tun, ich schaffe das!“
„Schenke mir deine Zeit“
Um in ihrem eigenen Tempo wachsen zu können mit den Materialien, die wir ihnen an die Hand geben, brauchen Kinder vor allem eines: Zeit. Kinder nehmen die Zeit nicht so wahr wie wir Großen es tun. Sie haben keine Termine, gucken nicht ständig auf die Uhr und müssen ihren Alltag nicht organisieren. Kinder dürfen ganz im Hier und Jetzt sein und sich ganz in ihre Aktivitäten hineinfallen lassen. Das bedeutet für uns, dass alles etwas länger dauert. Es kann unglaublich faszinierend sein, den Druckknopf immer wieder zu öffnen und zu schließen. Sätze wie: „So, jetzt ist der Knopf zu, wir gehen jetzt los“ stören die Kinder in ihrem Lernprozess. Natürlich kann nicht immer Rücksicht genommen werden und auch Kinder müssen lernen, sich in unserer Gesellschaft etwas anzupassen. Wenn wir sie gut beobachten und sehen was sie interessiert, können wir aber nächstes Mal mehr Zeit einplanen und zusätzlich im Kinderzimmer z.B. eine Jacke mit Druckknöpfen platzieren, damit das Kind dort weiter üben kann wenn wir zurück sind. Kindliche Aktivitäten erscheinen uns Erwachsenen oft als nichts allzu großes. Doch ein Kind, das den halben Vormittag in der Sandkiste sitzt und immer wieder einen Sandkuchen bäckt und danach wieder kaputt macht, lernt dabei sehr viel! Es lernt z.B. etwas über die Konsistenz, Beschaffenheit, es fühlt die Temperatur des Sandes. Es findet heraus, dass der trockene Sand nicht gut hält, der nasse Sand aber schon. Es muss dem Sand also Wasser beimengen, doch wie viel? Es ist eine große motorische Leistung, Sand in ein Förmchen zu füllen, festzuklopfen und so schnell umzudrehen, dass der Kuchen nicht schon vorher herausfällt. Für den ganzen Ablauf sind Denkprozesse notwendig, die Auge-Hand-Koordination muss stimmen und wenn der Kuchen dann nicht gut geworden ist, muss ein Kind den Frust aushalten und die Geduld aufbringen, es nochmal zu versuchen. Beobachten wir also die kleinen Tätigkeiten unserer Kinder, dann brauchen wir ihnen in dem Moment nichts anderes vorzuschlagen. Nutzt ein Kind beim Turnen immer und immer wieder nur das eine Klettergerüst obwohl es auch viele andere gibt, dann bedeutet das nur, dass das Kind genau jetzt diese eine Lernerfahrung machen möchte.
Zeit geben bedeutet auch, spontan auf die Ideen der Kinder einzugehen. Bei einem Spaziergang den Geräuschen zu folgen um dann an einer Baustelle zu landen, macht die Kinder aufmerksam für ihre Umwelt. Wir können dann das Treiben auf der Baustelle beobachten und besprechen. Wieder zurück im Haus, können wir selbst eine Baustelle bauen und das Gesehene nachspielen. Vielleicht ist das Interesse so groß, dass sich daraus ein kleines Projekt entwickelt.
Zeit ist also eines der größten Geschenke, die wir den Kindern machen können.
Klein Emil bereichert unsere Familie nun schon seit 6 Jahren. Er ist ein witziger kleiner Kobold, der einfach gerne mit dabei ist. Am liebsten liegt er irgendwo im Gruppenraum herum und döst. Im Garten flitzt er herum, hilft beim Buddeln in der Sandkiste und sorgt nach dem Mittagessen mit seiner inneren Ruhe oft auch für eine ganz entspannte Atmosphäre. Emil konnte schon einigen Kindern die Angst vor Hunden nehmen. Trotzdem findet der Kontakt von Kindern und Hund natürlich nur gezielt und unter Aufsicht statt. In der Eingewöhnung schauen wir ganz individuell, ob wir Emil zu Beginn schon mit einbringen, oder ihn erst später langsam dazu holen.
In meiner kleinen Kindertagespflegestelle wachsen wir alle gemeinsam: Kinder, Eltern und ich. Die Kinder zu begleiten ist eine der schönsten, wichtigsten und dankbarsten Aufgaben im Leben. Ich freue mich, wenn euch mein Konzept gefällt und ich Euch und euer Kind bei mir auf der Wilden Wiese begrüßen darf!